Storchennest auf dem Isnyer Rathausdach

12.12.2021 Drucken E-Mail
Tagebuch
  
Sonntag, den 12. Dezember 2021 um 15:30 Uhr

Die Erinnerungsgeschichten im Tagebuch kommen gut an, ich habe einige nette positive Rückmeldungen erhalten. Material

zum Erzählen habe ich ja genug, damit kann ich die storchenfreie Zeit ganz gut überbrücken!

2013 musste wieder einem Storch in Not geholfen werden. Es war Storchenreisezeit, der 17. September.

Diesmal war es kein Isnyer. Es war ein Jungstorch aus Tielenhemme in Schleswig-Holstein.

Er hatte also schon mindestens 900 Flugkilometer in den Flügeln, als

ihm der Dauerregen im Allgäu zum Verhängnis wurde und er völlig durchnässt und geschwächt zu Fuß in der Stadt

unterwegs war. Er wurde von der Feuerwehr eingefangen und erhielt ein vorübergehendes Domizil in einer kleinen

Holzhütte, die zu der Zeit auf dem Gelände des städtischen Bauhofes stand. Ich versorgte den armen Kerl

mit Futter. Nach Telefonaten mit unserer Weißstorchbeauftragten und der Storchenstation in Salem wurde

geklärt, dass der Jungstorch zur Untersuchung und Pflege dort im Storchenzentrum einziehen konnte.

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...in der kleinen Hütte beim Bauhof

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Für den nächsten Tag wurde die Fahrt nach Salem organisiert, der Jungstorch war zum Glück kein Zappelphilipp,

denn die Fahrt bis zum Affenberg dauert - wenn alles gut geht - ca. 1 1/2 Stunden.

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Der arme Tropf in der "Notaufnahme" in Salem, wo er sich reflexmäßig - wie erwartet - erstmal tot stellte. Dr.Hilgartner,

der Leiter der Station, untersuchte ihn. Verletzungen hatte er zum Glück keine. Er war vom ersten Teil der Reise

geschwächt und erschöpft, der Regen hatte ihm da den Rest gegeben. Allerdings stellte Herr Hilgartner auch

ein ausgeprägtes Hungergefieder fest. Jungstörche, die während der Aufzucht nicht genug Futter erhalten, weisen

dieses typische Gefieder auf, die Federn an den Schwingen sind nicht normal ausgebildet. Wir erfuhren später,

dass der Jungstorch aus einem Nest mit 5 Storchenkindern stammte, die Storcheneltern wurden bei der Futtersuche unterstützt,

es wurde zugefüttert. Trotzdem wies der kleine Kerl diese Anormalität auf. Vielleicht konnte er sich gegen seine

vier Geschwister nicht durchsetzen und hat trotz Zufütterung nicht genug Nahrung erhalten. In Salem sollte

er wieder aufgepäppelt werden, konnte sich erholen und neue Kräfte für die Weiterreise sammeln. Eine

Woche später war er wieder so fit, dass er in die Freiheit entlassen werden konnte!

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Aktualisiert ( Sonntag, den 12. Dezember 2021 um 16:01 Uhr )