Storchennest auf dem Isnyer Rathausdach

11.112.2021 Drucken E-Mail
Tagebuch
  
Samstag, den 11. Dezember 2021 um 17:59 Uhr

Zuerst mal eine gute Nachricht: Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Storchenkasse wurde genehmigt-

die Stadt Isny hat einen Zuschuss von 500 Euro zugesagt, darüber bedanken wir uns recht herzlich. Bei der Gelegenheit

gleich noch ein dickes "Dankeschön" an unsere Sstorchenfreunde in Nah und Fern, die das Storchenteam finanziell

unterstützen - ohne Eure Spenden wäre unser Einsatz für die Störche in der jetzigen Art gar nicht möglich!

 

Die nächsten Erinnungsgeschichten werden von unseren Rettungsaktionen erzählen. Wir sind zwar auch inzwischen

noch keine Profis, aber wir stehen auf jeden Fall nicht mehr so hilflos da wie früher, wenn es drum geht, einem kleinen

Bruchpiloten zu helfen!

2011 fand unsere erste Rettungsaktion statt.

Finn, Nic und Cora hießen die drei Storchenkinder von Romeo und Julia, die auf dem Rathausnest heranwuchsen.

Es war um die Zeit, zu der wir mit den ersten Ausflügen der Jungstörche rechneten. Der Patentante von Cora

war aufgefallen, dass den ganzen Tag über nur noch zwei Jungstörche über die Webcam im Nest zu sehen waren.

Aber es war absolut kein Wetter für den Jungfernflug, es war stürmisch und am Morgen hatte es geregnet. Ich machte mich

mit dem Fahrrad auf die Suche nach dem Jungstorch, aber auf allen stadtnahen Wiesen, die dafür in Frage kamen,

war weit und breit kein Storch zu sehen. Am Ende der erfolglosen Suche radelte ich nochmal zum Rathaus,

um Bilder von den Störchen auf dem Nest zu machen. Da entdeckte ich den fehlenden Jungstorch:

Es war Cora, die ganz hilflos im Hof hinter dem Rathaus auf und ab lief. Cora hatte vermutlich Flug-Hüpfübungen

absolviert, war dabei durch eine Windböe neben dem Nest gelandet und vom Dach gerutscht. Klarer Fall, Cora musste wieder aufs Nest,

aber wie? Ich war damals noch nicht beim Storchenteam, aber ich wusste, dass Teammitglied Erhard Bolender

gleich um die Ecke wohnte. Zum Glück war er zu Hause, wir überlegten gemeinsam, was zu tun wäre. Ute Reinhard

war nicht zuerreichen.

Cora hinterm Rathaus

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Mein Vorschlag war, die Feuerwehr zu Hilfe zu holen, den kleinen Bruchpiloten auf dem Dach des Nebengebäudes

abzusetzen, in der Hoffnung, dass Cora von dort aus wieder auf das Rathausnest fliegen würde.

Erhard mit Cora

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Cora wurde auf dem Dach abgesetzt, das Nest befindet sich auf dem Dachgiebel darüber, für die Drehleiter

der Feuerwehr leider unerreichbar.

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Leider ging der Plan nicht auf. Cora war natürlich verängstigt und flog gleich davon, bloß wohin??? Wieder

machten sich ein paar Suchteams auf, um sie zu suchen. In der Altstadt mit den engen Hinterhöfen war das

gar nicht so einfach, deshalb hatten wir auch nicht gesehen, wo sie hinflog, bzw. landete. Storchenmama

Julia wusste allerdings, wo sich ihr Storchenkind aufhielt, Julia stand die ganze Zeit auf der Stadtmauer und guckte

in eine bestimmte Richtung. Als nach einiger Zeit eine Anwohnerin einen Storch in ihrem Hinterhof meldete,

wussten wir, warum. Julia beobachtete Cora, die wir von der Straße aus allerdings nicht sehen konnten. Also

wurde Cora nochmal eingefangen. Ein nettes Ehepaar aus der Nachbarschaft hatte sich angeboten, dem Storchen-

kind die Garage zur Verfügung zu stellen, damit Cora dort für einen Tag unterkommen konnte.

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Ich kümmerte mich um die Fütterung mit Eintagsküken und kleinen Fischen, die Cora auch hungrig verspeiste.

Verschiedene Storchenexperten wurden um Rat gefragt, was wir mit dem Storchenkind machen sollten. Wir

entschieden uns, eine große Hebebühne zu bestellen, um Cora wieder auf ihr Nest zu sezten. Ein gewagtes Unternehmen,

denn niemand wusste, wie Cora reagieren würde, und wir wussten auch nicht, wie die Geschwister reagieren würden.

Auch bei dieser Aktion haben uns wieder treue Storchenfreunde bei der Finanzierung unterstützt.

Cora bei mir im Arm auf dem Weg nach oben zum Nest

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Die Geschwisterstörche waren natürlich wie erwartet geflüchtet und umkreisten das Nest. Rundflüge

ums Nest, das schafften die Jungstörche schon, nur noch keine Landungen und Starts vom Boden aus.

...der knifflingste Moment, wie würde Cora reagieren???

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Geschafft!!!!! Wir hatten Riesenglück bei unserer Aktion, denn Cora spielte ganz brav mit!!! Die Geschwisterstörche

kehrten bald wieder ins Nest zurück, auch dieser Teil der Aktion war geglückt!

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Eine Woche später waren dann alle drei Storchenkinder so weit: sie flogen ihren Eltern Romeo und Julia

hinterher zu den Futterwiesen im Rotmoos um sich dort zu stärken!