23.12.2021 |
Tagebuch | ||||
Donnerstag, den 23. Dezember 2021 um 16:16 Uhr | ||||
Der Futterplatz von Romeo und Julia war im Winter bei geschlossener Schneedecke stets gut besucht...... Bis zu 12 Graureiher, dazu Elstern, Rabenkrähen, der Mäusebussard, einmal auch der Silberreiher hofften drauf, am Storchenmahl teilnehmen zu können. Ein Bild von 2014. Romeo und Julia hatten gelernt, aus dem Eimerchen zu futtern, das beherrschte die gefiederte Konkurrenz nicht so gut. Julia besorgte sich zusätzlich zum Storchen-Fastfood auch gerne noch etwas Frischfleisch aus der Ach 2017 im Dezember: Einige unserer Stammstörche hatten keine Lust gehabt zu ziehen, wurden aber dann vom Winter überrascht. Und weil es auf den schneebedeckten Wiesen nichts mehr zu futtern gab, suchten sie ihr Futterglück in der Ach. Es hat ihnen anscheinend doch nicht so gut gefallen, denn am nächsten sonnigen Tag waren alle weg! Kurztripp an den Bodensee oder ins Rheintal vielleicht? Unser Altstorch Romeo war stets recht erfinderisch, wenn es drum ging, ans Futter zu kommen! Eigentlich wartete er immer geduldig am Futterplatz auf seinen zweibeinigen Futterexpress. Eines Tages suchte ich Romeo. Er war während seiner letzten Lebensjahre im Winter meistens zu Fuß unterwegs, übernachtet geschützt im Wasser in der Ach. Aber ich entdeckte ihn weder in der Ach, noch am Futterplatz hinter dem gelben Hochhaus (dort wohnen die Storchenfreunde, die die Störche früher immer mit Futter versorgten), noch auf seinem Lieblingssonnenplatz auf der schneebedeckten Wiese. Aber als ich einmal das Haus umrundete, da entdeckte ich ihn. Er war die 10 Stufen bis zur Haustür des Hochhauses raufgehupft und stand vor den Briefkästen. Leider wusste er nicht, welche Klingel er mit dem Schnabel drücken musste, damit sich der Futterexpress auf den Weg machte..... Romeos Hängeflügel ist ganz deutlich zu sehen.....vermutlich hatte er Arthrose und konnte deshalb nicht mehr gut fliegen. .....zum Vergleich ein Bild aus jungen Jahren, da patroulierte er vorm Kino und interessierte sich für's aktuelle Filmangebot. Ein ganz trauriges Kapitel in der Isnyer Storchengeschichte muss 2014 aufgeschlagen werden. Romeo und Julia hatten den Isnyer Winter wie immer gemeinsam gemeistert. Sein Hängeflügel machte Romeo immer mehr zu schaffen, wenn er flog, dann nur knapp über dem Boden, sonst war er als Fußgänger unterwegs, die Nächte verbrachte er in der Ach und wärmte sich dort die Füße. Wir waren sehr gespannt, was im Frühjahr geschehen würde. Und siehe da, sobald es wieder wärmer wurde stand Romeo, von den Frühlingshormonen beflügelt, wieder auf seinem Rathausnest. Er werkelte am Nest herum, paarte sich mit Julia, also alles wie gehabt. Für neues Nistmaterial sorgte stets Julia, das schaffte Romeo doch nicht mehr. Das Storchenpaar begann mit der Brut, alles schien gut zu gehen, der Nachwuchs schlüpfte, die Storchen- eltern fütterten abwechselnd. Aber dann: das schöne Wetter war vorbei, Regen und Kälte folgten und Romeo flog sein Nest nicht mehr an. Er stand wie ausgestopft im Rotmoos, suchte kein Futter, bewegte sich nicht.....ob er vielleicht auch dement war? Er musste doch eigentlich wissen, dass seine Storchenbabies Nahrung brauchten.....Julia war verzweifelt auf dem Nest, hielt ungeduldig nach Romeo Ausschau, doch der kam nicht zurück. In ihrer Verzweiflung flog sie los um Futter für die Kleinen zu suchen, ließ die wenige Tage alten Küken alleine im Nest zurück. Aber leider war es schon zu spät, die Kleinen haben niciht überlebt. Ein ganz trauriger Tag in der Isnyer Storchengeschichte. Einen Tag später war wieder schönes Wetter und Romeo flog auf's Nest als ob nichts gewesen wäre.....Aber bald darauf stand Julia immer alleine auf ihrem Nest, Romeo blieb auf dem Boden. Dann Ende Mai das nächste Unglück für Julia: sie wurde von ihrem Nest vertrieben! Urs, das Storchen- männchen, das 2013 bereits den Sommer als Gast in Isny verbracht hatte, kehrte aus dem Winter- quartier zurück. Eine Partnerin hatte er sich auch mitgebracht, aus ihr wurde Ursula. Die beiden fackelten nicht lange herum und verjagten Julia, die das Nest ohne männlichen Beistand an ihrer Seite nicht verteidigen konnte. Julia musste sich eine neue Bleibe suchen. Für den Rest des Storchensommers wählte sie sich die Esche beim Schützenhaus als Schlafplatz. Zu der Zeit war noch kein Hochhaus- nest auf diesem Baum. Am 20.6. kam dann der dritte Schicksalsschlag für Julia in diesem Jahr. Romeo wurde tot in der Wiese aufgefunden. 14 Jahre hatten die beiden zuzsammen in Isny verbracht, Freud und Leid mit dem Nachwuchs erlebt, zusammen Schnee und Kälte im Winter ertragen, jetzt lebte Romeo nicht mehr. Vermutlich war er am frühen Morgen einem Fuchs zum Opfer gefallen, kein schöner Anblick, deshalb nur die Bilder von seinen Füßen. Julia drehte viele Runden über der Wiese mit ihrem toten Partner... Romeo fand seine letzte Ruhestätte in der Nähe seines ehemaligen Futterplatzes 2014 war ein ganz trauriges Jahr für unsere Julia, der Nachwuchs hatte nicht überlebt, dann wurde sie aus dem Nest vertrieben und dann stark noch ihr geliebter Romeo, schlimmer kann's eigentlich gar nicht kommen! Am 23.8. stand Julia mit hängendem Kopf ganz lange an der Stellle, an der ihr geliebter Romeo tot aufgefunden wurde. Ein stilles Gedenken? Für mich sah es so aus! Dann wurde Julia nicht mehr gesehen, sie war ins Wnterquartier gezogen.
|