folgender Bericht wurde von der dpa verfasst und ist in verschiedenen Zeitungen (z.t. nur Auszüge) erschienen. Uns sind Erscheinungen in folgenden Magazinen bekannt: * Schwäbische Zeitung vom 27.01.2010 'Wir im Süden' * Hamburger Abendblatt * die Welt * N-TV
Allgäu statt Afrika: Zahl der Winterstörche nimmt zu Von Birgit Klimke, dpa Isny - «Romeo» hat es geschafft. Der 20 Jahre alte Storch aus Isny im Allgäu hat seine langjährige Partnerin davon überzeugt, dass es auch im Winter im Allgäu am schönsten ist. «Sobald es kalt wurde, ist Julia in den ersten Jahren immer in den Süden gezogen. Sie kam dann jedes Jahr etwas früher zurück. Jetzt bleibt sie den ganzen Winter an Romeos Seite», sagt Jürgen Tischer vom Storchennestteam Isny, das sich um die Tiere kümmert. Immer mehr Weißstörche überwintern in Deutschland und ziehen nicht in wärmere Gefilde. Experten sehen darin eine Folge des Klimawandels. Seit dem Jahr 2000 lebt die Stadt Isny in Baden-Württemberg mit dem Storchenpaar. Die Vögel haben sich den 34 Meter hohen Kamin auf dem Rathaus als gemeinsames Zuhause ausgesucht. Bereits fünfmal haben «Romeo» und «Julia» in ihrem Horst Nachwuchs aufgezogen. Während der Aufzuchtzeit in den Monaten Mai und Juni haben Tischer und sein Team stets zugefüttert. «In dieser Zeit sind bei uns die Streuwiesen nicht gemäht. Dadurch finden die Störche kaum Futter.» Nach dem ersten Schnitt sind die Vögel bei der Futtersuche wieder auf sich gestellt. Regenwürmer, Insekten und Feldmäuse finden sich den Sommer über zuhauf in den Wiesen. «Auch im Herbst wird bewusst nicht zugefüttert, um die Störche zum Ziehen zu bewegen», sagt Tischer. Schließlich handele es sich um Wildtiere, deren natürlicher Trieb erhalten bleiben soll. Die zwölf in Isny aufgewachsenen Jungstörche seien bisher ausnahmslos im Spätsommer in den Süden gezogen. Bei «Romeo», einem ausgewilderten Aufzuchtstorch, habe der Zugtrieb schon vor einigen Jahren nachgelassen. Jetzt wurde «Julia», ein Wildstorch aus der Schweiz, von seinem Verhalten beeinflusst. Störche sind gegen Kälte resistent, sagt Tischer. Sobald dem Isnyer Storchenpaar Wind und Schnee auf dem Rathaus zu ungemütlich werden, suche es sich einen geschützten Platz. «Bei Temperaturen um minus 15 Grad sieht man die Vögel an Bachläufen sitzen. Das Wasser ist dann wärmer als die Luft.» Problematisch werde es erst, wenn die Tiere längere Zeit keine Nahrung finden. Tischer und seine Kollegen füttern daher wieder zu, sobald eine geschlossene Schneedecke liegt und der Boden dauerhaft gefroren ist. Ausgewählte Fischreste und Eintagsküken werden morgens auf einer Wiese am Stadtrand ausgelegt. Immer mehr Störche überwintern in Süddeutschland. Nach Auskunft von Oda Wieding, Weißstorch-Expertin beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Hilpoltstein, haben in diesem Winter allein in Schwaben mehr als 30 Weißstörche auf den Flug in den Süden verzichtet. Das Verhalten der Tiere werde von verschiedenen Einflüssen gelenkt. So würden häufig ehemalige Zuchtstörche ihre Partner dazu animieren, hier zu bleiben. Sie vertrauen auf von Menschenhand angelegte Futterstellen, sagt Wieding. «Wir vermuten außerdem, dass die milderen Winter eine Rolle spielen.» Weißstörche ziehen normalerweise wegen der Nahrungsknappheit zum Überwintern bis nach Afrika. Solange sie hier genug Futter finden, sei dies aber nicht nötig. Gefahr durch die Kälte bestehe für sie selbst bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt nicht, sagt Wieding. «Störche können Wärme viel besser speichern als kleinere Vogelarten.» Wenn Storchenpaare früh brüten, könnten Schnee und Kälte allerdings für den Nachwuchs gefährlich werden. «Die Jungtiere brauchen es warm und trocken im Nest. Wenn sie im Sumpf sitzen, kühlen sie aus und erfrieren», sagt Tischer. Damit im Horst auf dem Isnyer Rathaus das Wasser ablaufen kann, wird er jeden Herbst von den Storchenfreunden gereinigt. «Wir holen Schlamm und Plastikreste raus, die die Störche dort mit verbauen.» «Romeo» und «Julia», deren Namen bei einem Wettbewerb ermittelt wurden, haben inzwischen über das Allgäu hinaus Berühmtheit erlangt. Inzwischen gibt es eine bundesweite Fangemeinde der Isnyer Störche. Auf seiner Internetseite registriere das Storchennestteam an manchen Tagen bis zu 2000 Besucher. Vor allem während der Aufzucht der Jungtiere sei das Interesse an den Aufnahmen von der am Rathaus installierten Internet-Kamera (Webcam) groß. «Es gibt sogar Leute, die wegen der Störche hier Urlaub machen.» (Internet: www.isny.tv)
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