Storchennest auf dem Isnyer Rathausdach

Tagebuch
16.12.2021 Drucken E-Mail
Tagebuch
  
Donnerstag, den 16. Dezember 2021 um 16:13 Uhr

Keine Sorge, die Geschichte vom "verbotenen Baum", gemeint ist sicher die

verbotene LInde - die kommt schon noch, das war aber eher in der Neuzeit.

Ich will zuerst noch von ein paar Erinnerungen aus dem Altertum der Isnyer

Storchengeschichte erzählen. Aus der Zeit von Romeo und Julia gibt's

noch einiges zu berichten.....

Heute ist nochmal das Jahr 2011 an der Reihe. Das Isnyer Ur-Storchenpaar

Romeo und Julia konnte erfolgreich drei Jungstörche großziehen:

Finn, Cora und Nic. Eine Geschichte von Cora und ihrer Rettung gab's ja

vor ein paar Tagen schon. Am Ende der Storchensaison hatte sich Finn

einem durchziehenden Storchentrupp angeschlossen und war ins

Winterquartier gezogen, Cora und Nic hatten den Anschluss verpasst und

waren Ende Oktober immer noch in Isny.

a

Auf's Nest durften sie nicht mehr, das beanspruchten Romeo und Julia jetzt wieder für sich alleine. Die beiden

übernachteten jetzt auf dem Rathausdach.

Romeo und Julia mit ihren beiden Storchenkindern, die nicht ziehen wollten.

a

Aber Mama Julia wusste genau, dass Storchenkinder ziehen müssen und nicht im Brutgebiet überwintern

können. Ende Oktober entschloss sich Julia, mit ihren beiden Sprösslingen in Richtung Süden zu ziehen,

Romeo blieb alleine in Isny zurück. Er hatte Isny schon seit 2005 nicht mehr verlassen und überwinterte

von da an bei uns. Julia war also mit den beiden Jungstörchen weggeflogen, aber am 26.12. war sie wieder in

Isny. Aus Liebe zu ihrem Romeo überwinterte sie inzwischen auch in Isny. Ich denke, das nächste Kapitel in

unserem Erinnerungscafe wird "Winterstörche" heißen!

Aus dem Jahre 2012 gibt's auch noch etwas zu erzählen, das ich nicht vergessen werde.

Wieder einmal Aufregung um einen Jungstorch Anfang August.

Die Storchenkinder von Romeo und Julia hießen damals Marlene, Roy und Civale.

a

Bei ihrem Jungfernflug war Marlene auf der Stadtmauer gelandet, das wäre ja weiter nicht schlimm, aber

Marlene traute sich nicht mehr vom Fleck! Es war ein heißer Sommertag, Marlene spazierte stundenlang

auf der Stadtmauer, ich unter der Stadtmauer auf und ab. Ohne Wasser bei den Temperaturen - wir machten

uns große Sorgen. Frau Reinhard, unsere Weißstorchbeauftragte, wurde um Rat gefragt. Sie fand die Situation

nicht so tragisch und war überzeugt, dass der Storch nur etwas Mut sammeln müsste, um wieder auf's Nest

zurückzufliegen und so war es dann auch!

a

a

Marlene, Roy und Civale standen am Abend wieder gemeinsam auf dem Nest. Aber bereits zwei Wochen

später gab's schon wieder Aufregung um einen der Jungstörche! Civale, mein Patenstorch, humpelte

über die Wiesen! Er konnte sein rechtes Bein nicht mehr richtig belasten, hatte auch Probleme, einbeinig

nach Futter zu suchen. Wieder wurde Frau Reinhard um Rat gefragt. Aber es war eigentlich klar, einen Storch,

der ausgezeichnet fliegen kann, den kann man nicht einfangen um ihn zu untersuchen.

Und Civale konnte ausgezeichnet fliegen, nur

eben nicht mehr richtig laufen. Da stand ich dann mit Tränen in den Augen am Wiesenrand, hatte meinen

Patenstorch ganz nah vor mir und konnte ihm doch nicht helfen.

a

Civale belastet nur das linke Bein

a

Civale alleine abseits der anderen Störche

a

Roy und Marlene hatten sich verbündet, mit Civale wollten sie nichts mehr zu tun haben, verscheuchten

ihn sogar, wenn er mit seinem Humpelbein mühsam nach Futter suchen wollte. Geschwisterliebe sieht anders

aus!!! Am Abend war Civale als erster Jungstorch auf dem Nest, Roy und Marlene waren noch länger unterwegs.

Civale bettelte und fiepste ganz jämmerlich, hoffte so sehr, dass wenigstens Mama Julia Erbarmen zeigen

und ihm eine Spätmahlzeit servieren würde. Aber auch da hatte Civale kein Glück. Da blieb die Mama eisern, denn

sie wusste, ihr Storchenkind musste alleine zurechtkommen und sich durchschlagen. Der Storchenpatin,

die unterm Nest stand, tat das natürlich von Herzen weh!

Kurz darauf war Civale weg, war ohne seine unfreundlichen Geschwister in Richtung Süden gezogen, Roy und

Marlene flogen erst später los. Ich musste oft an Civale denken, konnte mir nicht vorstellen, dass er weit

gekommen war. Aber umso größer war die Freude, als sich zwei Jahre später ein Storchenfreund aus der

Nähe von Rankweil in Vorarlberg bei mir meldete: Civale hatte sich als Storchendame entpuppt und war

inzwischen Brutstörchin mit ihrem Partner Rudi aus der Schweiz. Die beiden zogen liebevoll einen Jungstorch

auf! Klarer Fall, Rankweil ist ja für uns nicht aus der Welt, deshalb konnte ich meinen Patenstorch besuchen.

Bilder von Civale und Rudi von 2014

a

Civale und ihr Storchenkind 2014

a

Bilder von 2015

Civale und Rudi haben ein Nest in einer wunderschönen Gegend - einfach traumhaft!

a

Civale und ihr Nachwuchs 2015

a

Civale und Rudi

a

Die stolzen Storcheneltern mit ihrem Kleinen

a

Civale hatte Glück in ihrem kurzen Storchenleben, ein wunderschönes Nest in einer traumhaften Umgebung,

dazu umgeben von Storchenfreunden, die alles für "ihre" Störche tun, damit es ihnen gut geht.

a

2017 wurde Civale schwer verletzt aufgefunden und musste erlöst werden - so traurig!

Wer sich über den Namen "Civale" wundert: Das ist der Nickname von unserem italienischen Storchenfreund

Valentino aus Turin, der uns auch in Isny besucht hat.

 

Es wird ein paar Tage dauern, bis ich aus meinem reichhaltigen Fundus die besten Winterbilder mit unseren

Rotbeinen rausgesucht habe! Die Storchenerinnerungen werden nicht vergessen, versprochen!!!

 
15.12.2021 Drucken E-Mail
Tagebuch
  
Mittwoch, den 15. Dezember 2021 um 16:22 Uhr

Wenig Storch gibt's bei der heutigen Storchengeschichten-Rückschau zu sehen, dafür

jede Menge Storchennest und dazu eine spektakuläre Aktion!

2013 führten wir eine Grundsanierung des Rathausnestes durch. Das Nest von Romeo

und Julia wurde immer höher, denn damals gab's noch keinen jährlichen Nestputz.

Aber eins war klar, das Gewicht des Nestes musste reduziert werden. Es wurde eine

tolle Sanierungsaktion, absolut sehenswert, und perfekt durchdacht und geplant

von den Jungs vom Storchenteam und der Feuerwehr.

Zwei Riesenfahrzeuge bezogen vorm Rathaus Stellung, einmal ein Fahrzeug mit einer großen Hebebühne, um

zum Nest zu gelangen, dazu noch ein Kranwagen, der das alte Nest abwärts befördern sollte.

a

Grandiose Arbeit von den beiden Höhenrettern der Isnyer Feuerwehr!

Zuerst wurde die Nistunterlage abgeschraubt

a

...da wird einem beim Hinsehen schon schwindlig, so, wie die Jungs da oben rumturnen

a

a

Der Kranwagen hat seinen langen Arm ausgefahren, das Nest samt Nisthilfe wird an Seilen befestigt

a

...da schwebt es von dannen, das gute alte Rathausnest, das so vielen Storchenkindern von Romeo und

Julia eine Heimat bot

a

....vorbei an den Rathausfenstern...

a

...auf dem Marktplatz stand schon ein Anhänger bereit...

y

...der Nestinhalt wird festgebunden, angehoben und neben der Nisthilfe auf dem Anhänger platziert

a

...das neue Inventar für das Nest von Romeo und Julia liegt schon bereit...

a

...ganz komischer Anblick, der Rathauskamin ohne Storchennest...

a

y

Fertig! So sieht ein Storchennest aus, wenn es von Menschenhand eingerichtet wird! Ob das auch den

Nestbesitzern gefallen würde, das war die große Frage.....

a

...das frisch renovierte Nest wird an den Seilen befestigt

a

...das Nest schwebt nach oben zum Bestimmungsort...

a

...Nest im Anflug...

a

a

Angekommen!

<

Die Höhenretter sind wieder in Aktion und befestigen die Nisthilfe auf dem Rathauskamin

a

a

a

So sieht das neue Zuhause von Romeo und Julia auf dem Rathauskamin in 33 Metern Höhe jetzt aus!

a

Das gute alte Nest hat ausgedient! Storchenfreud und Storchenleid spielte sich auf diesem Nest ab. Jung-

störche, die groß und stark wurden und in die große weite Welt hinausflogen wuchsen hier heran. Leider

schafften es nicht alle Jungstörche, viele verloren leider den Kampf gegen Allgäuer Frühlingswetter mit Kälte und Nässe.

a

Das Storchenteam war sehr gespannt. Wie würden die Nestherren auf den Zwangsumbau reagieren???

Romeo und Julia kehrten zurück, Julia startete vor Schreck gleich noch mal durch und flog wieder weg...

a

...aber da Romeo auf dem Nest blieb, kehrte auch Julia bald zurück und wagte einen zweiten Anflug auf das

seltsame Gebilde, das doch ihr Zuhause war...

a

...blankes Entsetzen in den Storchenaugen...

a

..und die beiden begannen sofort, das Nest nach ihren Vorstellungen umzugestalten!

a

Aktion geglückt - das Storchenteam war happy! Von nun an wurde regelmäßig gereinigt, damit die Störche im

Laufe der Jahre nicht wieder so ein "Turmnest" bauen konnten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
13.12.2021 Drucken E-Mail
Tagebuch
  
Montag, den 13. Dezember 2021 um 20:32 Uhr

Heute gibt's nochmal Storchengeschichten mit Happy-End!

2016 hatten wir wieder mal einen Isnyer Jungstorch, der beim Jungfernflug

eine Bruchlandung hinlegte. Es war Nino, Storchenkind von Toni und Antonia.

Er wurde entdeckt, als er im Schulhof der Grundschule auf und ab spazierte.

Nino wies eine leicht blutende Verletzung im Brustbereich auf, und er humpelte

auch ein bißchen.

y

Zur Erstversorgung brachten wir Nino zur Tierärztin in Isny

y

y

y

Die Tierärztin stellte keine schwerwiegenden Verletzungen fest. Wir entschlossen uns aber, Nino

vorsichtshalber zu den Fachleuten in die Storchenstation in Salem zu bringen.

Nino in der Notaufnahme

a

Nino blieb ein paar Tage zur Beobachtung in der Voliere, wurde aber schon nach wenigen Tagen wieder in die

Freiheit entlassen. Glück im Unglück für Nino! Geschwisterstorch Floh verbrachte den Rest des Storchensommers

alleine auf dem Lindennest.

Nachdem uns klar war, dass bei steigender Storchenpopulation in Isny es auch immer wieder zu Notfällen

kommen würde, wurde ein "Notfallquartier" für einen Bruchpiloten angeschafft, um ein paar Stunden oder

eine Nacht zu überbrücken und die weiteren Rettungsmaßnahmen in Ruhe organisieren zu können. Der kleine

"Storchenstall", der inzwischen zu meiner Notfallausrüstung gehört, war eine sehr nützliche Anschaffung!

 

2018

Wieder ein Notruf! Anfang August übernachtete ein durchziehender Trupp in Friesenhofen, zwischen Isny und Leut-

kirch. Am nächsten Tag zogen die Störche weiter, nur einer blieb auf dem Dach eines Einfamilienhauses

sitzen, rührte sich zwei Tage nicht vom Fleck. Kein Futter, kein Wasser, und das bei extremer Hitze. Die

Anwohner machten sich große Sorgen, versuchten telefonisch von Storchenfachleuten hilfreiche Tipps zu

erhalten. Man spritzte mit dem Gartenschlauch Wasser nach oben, um den Storch abzukühlen und auch in

der Hoffnung, dass er ein paar Tropfen davon in den Schnabel bekam. Irgendwann stand er unten im

Garten. Frau Reinhard hatte meine Kontaktdaten übermittelt. Es war ein unberingter Jungstorch, den ich im

Garten einfangen musste.

y

Premiere im neuen Storchenstall

y

Nach zwei Tagen Abstinenz auf dem Hausdach interessierte er sich gleich für das angebotene Futter. Weil

der kleine Kerl so lange auf dem Dach stand, erhielt er von mir den Namen "Karlsson vom Dach"

y

Karlsson in der Box vor der Notaufnahme auf dem Affenberg in Salem. Die Box war geliehen, erwies sich aber als

so praktisch, dass das Isnyer Storchenteam die Notfallausrüstung um eine solche Hundebox erweiterte. Jetzt

mussten nicht mehr zwei Leute Zeit finden, um einen Storch nach Salem zu bringen.

a

Karlsson in der Box, die vielen Kollegen auf den Nestern

y

Ein braver Storch, der auch während der Fahrt ganz ruhig blieb und nicht randalierte

y

Bei der üblichen Erstuntersuchung wurden keine Verletzungen festgestellt, Karlsson sollte sich ein paar

Tage erholen und würde bald wieder in die Freiheit entlassen werden. Und Karlsson wurde bei der Gelegenheit

auch gleich noch beringt.

Karlsson in der Voliere

y

y

Kurz darauf gab's schon wieder einen Notruf. Dr Schulleiter des Gymnasiums rief morgens an, denn ein

Storch hatte sich in den kleinen Innenhof hinter der Aula verirrt. Dieser Innenhof ist vom Schulhof aus

nicht einzusehen, aber ganz klar, der Storch kam dort nicht aus eigener Kraft heraus. Es war Jungstorch

Sarah, eins von vier Storchenkindern von Paul und Pauline.

Sarah machte eine sehr fitten Eindruck, sie war offensichtlich nicht verletzt. Sarah war schnell eingefangen, und

ich entschloss mich, sie ins Rotmoos zu tragen, um sie in Sichtweite zu ihrem Nest in die Freiheit zu entlassen.

y

s

Der Plan ging zum Gllück auf, Sarah spazierte über die Wiese und flog

bald zu ihren Kolleginnen und Kollegen, die auf Futtersuche im Rotmoos

unterwegs waren. Am Abend war das Nest wieder komplett gefüllt,

alle vier Storchenkinder waren an Bord.

 

 
12.12.2021 Drucken E-Mail
Tagebuch
  
Sonntag, den 12. Dezember 2021 um 15:30 Uhr

Die Erinnerungsgeschichten im Tagebuch kommen gut an, ich habe einige nette positive Rückmeldungen erhalten. Material

zum Erzählen habe ich ja genug, damit kann ich die storchenfreie Zeit ganz gut überbrücken!

2013 musste wieder einem Storch in Not geholfen werden. Es war Storchenreisezeit, der 17. September.

Diesmal war es kein Isnyer. Es war ein Jungstorch aus Tielenhemme in Schleswig-Holstein.

Er hatte also schon mindestens 900 Flugkilometer in den Flügeln, als

ihm der Dauerregen im Allgäu zum Verhängnis wurde und er völlig durchnässt und geschwächt zu Fuß in der Stadt

unterwegs war. Er wurde von der Feuerwehr eingefangen und erhielt ein vorübergehendes Domizil in einer kleinen

Holzhütte, die zu der Zeit auf dem Gelände des städtischen Bauhofes stand. Ich versorgte den armen Kerl

mit Futter. Nach Telefonaten mit unserer Weißstorchbeauftragten und der Storchenstation in Salem wurde

geklärt, dass der Jungstorch zur Untersuchung und Pflege dort im Storchenzentrum einziehen konnte.

a

...in der kleinen Hütte beim Bauhof

a

Für den nächsten Tag wurde die Fahrt nach Salem organisiert, der Jungstorch war zum Glück kein Zappelphilipp,

denn die Fahrt bis zum Affenberg dauert - wenn alles gut geht - ca. 1 1/2 Stunden.

a

Der arme Tropf in der "Notaufnahme" in Salem, wo er sich reflexmäßig - wie erwartet - erstmal tot stellte. Dr.Hilgartner,

der Leiter der Station, untersuchte ihn. Verletzungen hatte er zum Glück keine. Er war vom ersten Teil der Reise

geschwächt und erschöpft, der Regen hatte ihm da den Rest gegeben. Allerdings stellte Herr Hilgartner auch

ein ausgeprägtes Hungergefieder fest. Jungstörche, die während der Aufzucht nicht genug Futter erhalten, weisen

dieses typische Gefieder auf, die Federn an den Schwingen sind nicht normal ausgebildet. Wir erfuhren später,

dass der Jungstorch aus einem Nest mit 5 Storchenkindern stammte, die Storcheneltern wurden bei der Futtersuche unterstützt,

es wurde zugefüttert. Trotzdem wies der kleine Kerl diese Anormalität auf. Vielleicht konnte er sich gegen seine

vier Geschwister nicht durchsetzen und hat trotz Zufütterung nicht genug Nahrung erhalten. In Salem sollte

er wieder aufgepäppelt werden, konnte sich erholen und neue Kräfte für die Weiterreise sammeln. Eine

Woche später war er wieder so fit, dass er in die Freiheit entlassen werden konnte!

a

Aktualisiert ( Sonntag, den 12. Dezember 2021 um 16:01 Uhr )
 
11.112.2021 Drucken E-Mail
Tagebuch
  
Samstag, den 11. Dezember 2021 um 17:59 Uhr

Zuerst mal eine gute Nachricht: Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Storchenkasse wurde genehmigt-

die Stadt Isny hat einen Zuschuss von 500 Euro zugesagt, darüber bedanken wir uns recht herzlich. Bei der Gelegenheit

gleich noch ein dickes "Dankeschön" an unsere Sstorchenfreunde in Nah und Fern, die das Storchenteam finanziell

unterstützen - ohne Eure Spenden wäre unser Einsatz für die Störche in der jetzigen Art gar nicht möglich!

 

Die nächsten Erinnungsgeschichten werden von unseren Rettungsaktionen erzählen. Wir sind zwar auch inzwischen

noch keine Profis, aber wir stehen auf jeden Fall nicht mehr so hilflos da wie früher, wenn es drum geht, einem kleinen

Bruchpiloten zu helfen!

2011 fand unsere erste Rettungsaktion statt.

Finn, Nic und Cora hießen die drei Storchenkinder von Romeo und Julia, die auf dem Rathausnest heranwuchsen.

Es war um die Zeit, zu der wir mit den ersten Ausflügen der Jungstörche rechneten. Der Patentante von Cora

war aufgefallen, dass den ganzen Tag über nur noch zwei Jungstörche über die Webcam im Nest zu sehen waren.

Aber es war absolut kein Wetter für den Jungfernflug, es war stürmisch und am Morgen hatte es geregnet. Ich machte mich

mit dem Fahrrad auf die Suche nach dem Jungstorch, aber auf allen stadtnahen Wiesen, die dafür in Frage kamen,

war weit und breit kein Storch zu sehen. Am Ende der erfolglosen Suche radelte ich nochmal zum Rathaus,

um Bilder von den Störchen auf dem Nest zu machen. Da entdeckte ich den fehlenden Jungstorch:

Es war Cora, die ganz hilflos im Hof hinter dem Rathaus auf und ab lief. Cora hatte vermutlich Flug-Hüpfübungen

absolviert, war dabei durch eine Windböe neben dem Nest gelandet und vom Dach gerutscht. Klarer Fall, Cora musste wieder aufs Nest,

aber wie? Ich war damals noch nicht beim Storchenteam, aber ich wusste, dass Teammitglied Erhard Bolender

gleich um die Ecke wohnte. Zum Glück war er zu Hause, wir überlegten gemeinsam, was zu tun wäre. Ute Reinhard

war nicht zuerreichen.

Cora hinterm Rathaus

a

Mein Vorschlag war, die Feuerwehr zu Hilfe zu holen, den kleinen Bruchpiloten auf dem Dach des Nebengebäudes

abzusetzen, in der Hoffnung, dass Cora von dort aus wieder auf das Rathausnest fliegen würde.

Erhard mit Cora

s

Cora wurde auf dem Dach abgesetzt, das Nest befindet sich auf dem Dachgiebel darüber, für die Drehleiter

der Feuerwehr leider unerreichbar.

a

Leider ging der Plan nicht auf. Cora war natürlich verängstigt und flog gleich davon, bloß wohin??? Wieder

machten sich ein paar Suchteams auf, um sie zu suchen. In der Altstadt mit den engen Hinterhöfen war das

gar nicht so einfach, deshalb hatten wir auch nicht gesehen, wo sie hinflog, bzw. landete. Storchenmama

Julia wusste allerdings, wo sich ihr Storchenkind aufhielt, Julia stand die ganze Zeit auf der Stadtmauer und guckte

in eine bestimmte Richtung. Als nach einiger Zeit eine Anwohnerin einen Storch in ihrem Hinterhof meldete,

wussten wir, warum. Julia beobachtete Cora, die wir von der Straße aus allerdings nicht sehen konnten. Also

wurde Cora nochmal eingefangen. Ein nettes Ehepaar aus der Nachbarschaft hatte sich angeboten, dem Storchen-

kind die Garage zur Verfügung zu stellen, damit Cora dort für einen Tag unterkommen konnte.

a

Ich kümmerte mich um die Fütterung mit Eintagsküken und kleinen Fischen, die Cora auch hungrig verspeiste.

Verschiedene Storchenexperten wurden um Rat gefragt, was wir mit dem Storchenkind machen sollten. Wir

entschieden uns, eine große Hebebühne zu bestellen, um Cora wieder auf ihr Nest zu sezten. Ein gewagtes Unternehmen,

denn niemand wusste, wie Cora reagieren würde, und wir wussten auch nicht, wie die Geschwister reagieren würden.

Auch bei dieser Aktion haben uns wieder treue Storchenfreunde bei der Finanzierung unterstützt.

Cora bei mir im Arm auf dem Weg nach oben zum Nest

a

Die Geschwisterstörche waren natürlich wie erwartet geflüchtet und umkreisten das Nest. Rundflüge

ums Nest, das schafften die Jungstörche schon, nur noch keine Landungen und Starts vom Boden aus.

...der knifflingste Moment, wie würde Cora reagieren???

a

Geschafft!!!!! Wir hatten Riesenglück bei unserer Aktion, denn Cora spielte ganz brav mit!!! Die Geschwisterstörche

kehrten bald wieder ins Nest zurück, auch dieser Teil der Aktion war geglückt!

a

Eine Woche später waren dann alle drei Storchenkinder so weit: sie flogen ihren Eltern Romeo und Julia

hinterher zu den Futterwiesen im Rotmoos um sich dort zu stärken!

 

 

 
<< Start < Zurück 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 Weiter > Ende >>

Seite 95 von 511