Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht folgte dann ein banger Morgen.
Wer würde den kleinen Bruchpiloten aus Leutkirch aufnehmen? Wer hat
Zeit/Auto, um ihn irgendwo hinzufahren? Der kleine Storch stand ganz
ruhig bei mir in der "Notaufnahme", er gehörte nicht zu der Sorte, die Rabatz
machen und randalieren. Still und geduldig ertrug er sein Schicksal. Ein
bißchen Wasser konnte ich ihm immer wieder einflößen - das Wichtigste
bei den aktuellen Temperaturen. Bei mir hat noch nie ein Storch etwas
gefuttert, die haben erst Mal alle viel zu viel Angst. Und die Kleinen
sind es nicht gewohnt, von sich aus zu fressen, wenn sie nicht von den
Eltern gefüttert werden, das müssen sie auch erst lernen. In einer Storchenstation
werden solche Kandidaten dann erst mal gestopft. Das können aber nur
die Fachleute machen, Hobbystorchenfänger und Laienstorchenpfleger wie
ich können und dürfen das nicht machen. Der Kleine war ein echtes Fliegengewicht,
der muss unbedingt noch zulegen, bevor er sich auf die große Reise begibt.
Frau Reinhard hatte sich gestern Abend und heute Morgen die Finger
wundtelefoniert, um ein Pflegeplätzchen für den kleinen Storch zu finden.
Überall Absagen, die einzige Möglichkeit war die Auffangstation in Mössingen
(Nähe Tübingen), das ist nicht grade bei uns um die Ecke. Zum Glück konnte
Jürgen seinen Bruder Michael aktivieren. Er hatte heute frei und erklärte sich
bereit, den kleinen Storch nach Mössingen zu bringen. Vielen Dank dafür, Michael!!!
Inzwischen haben mich erste Bilder aus Mössingen erreicht!
Eine tolle Voliere, ein paar Kollegen hat er dort auch, da wird es ihm eindeutig
besser gefallen als in dem kleinen Ställchen, in dem er bei mir die Nacht ver-
bringen musste!
Viel Platz, viele Sitzstangen am Rand, um den Anflug und die Landung zu üben. Wir können aufatmen, jetzt
ist der Kleine in den besten Händen!!!
Frau Reinhard kämpft seit Jahren beim Regierungspräsidium drum, dass wir eine weitere Auffangstation bekommen.
Anscheinend hat sie die Zusage. Aber ich glaube nicht, dass ich jemals einen Storch in die neue Station bringen
werde, denn bis das wahr wird - so alt werde ich ja gar nicht!
Tagsüber in Isny alles unverändert!
Benjaminchen der Große brachte für's Fotoshooting noch schnell sein Gefieder auf Vordermann
Der wird von seinen Eltern jetzt bestimmt auf Schmalkost gesetzt, nicht nur, damit ihm der Magen knurrt und
er den Altstörchen hinterherfliegt, er soll auch etwas an Gewicht verlieren, damit ihm der Jungfernflug leichter
fällt.
Im Moment hält er noch ungeduldig nach den Futterexpressen Ausschau!
Auch der Kleine vom Schlossparknest hält tapfer die Stellung!
Jetzt hoffen wir einfach, dass die angekündigten Gewitter glimpflich ablaufen und nicht zuviel Sturm im Gepäck
haben, denn sonst haben wir morgen den nächsten Notfall..... |