Keine Sorge, die Geschichte vom "verbotenen Baum", gemeint ist sicher die
verbotene LInde - die kommt schon noch, das war aber eher in der Neuzeit.
Ich will zuerst noch von ein paar Erinnerungen aus dem Altertum der Isnyer
Storchengeschichte erzählen. Aus der Zeit von Romeo und Julia gibt's
noch einiges zu berichten.....
Heute ist nochmal das Jahr 2011 an der Reihe. Das Isnyer Ur-Storchenpaar
Romeo und Julia konnte erfolgreich drei Jungstörche großziehen:
Finn, Cora und Nic. Eine Geschichte von Cora und ihrer Rettung gab's ja
vor ein paar Tagen schon. Am Ende der Storchensaison hatte sich Finn
einem durchziehenden Storchentrupp angeschlossen und war ins
Winterquartier gezogen, Cora und Nic hatten den Anschluss verpasst und
waren Ende Oktober immer noch in Isny.
Auf's Nest durften sie nicht mehr, das beanspruchten Romeo und Julia jetzt wieder für sich alleine. Die beiden
übernachteten jetzt auf dem Rathausdach.
Romeo und Julia mit ihren beiden Storchenkindern, die nicht ziehen wollten.
Aber Mama Julia wusste genau, dass Storchenkinder ziehen müssen und nicht im Brutgebiet überwintern
können. Ende Oktober entschloss sich Julia, mit ihren beiden Sprösslingen in Richtung Süden zu ziehen,
Romeo blieb alleine in Isny zurück. Er hatte Isny schon seit 2005 nicht mehr verlassen und überwinterte
von da an bei uns. Julia war also mit den beiden Jungstörchen weggeflogen, aber am 26.12. war sie wieder in
Isny. Aus Liebe zu ihrem Romeo überwinterte sie inzwischen auch in Isny. Ich denke, das nächste Kapitel in
unserem Erinnerungscafe wird "Winterstörche" heißen!
Aus dem Jahre 2012 gibt's auch noch etwas zu erzählen, das ich nicht vergessen werde.
Wieder einmal Aufregung um einen Jungstorch Anfang August.
Die Storchenkinder von Romeo und Julia hießen damals Marlene, Roy und Civale.
Bei ihrem Jungfernflug war Marlene auf der Stadtmauer gelandet, das wäre ja weiter nicht schlimm, aber
Marlene traute sich nicht mehr vom Fleck! Es war ein heißer Sommertag, Marlene spazierte stundenlang
auf der Stadtmauer, ich unter der Stadtmauer auf und ab. Ohne Wasser bei den Temperaturen - wir machten
uns große Sorgen. Frau Reinhard, unsere Weißstorchbeauftragte, wurde um Rat gefragt. Sie fand die Situation
nicht so tragisch und war überzeugt, dass der Storch nur etwas Mut sammeln müsste, um wieder auf's Nest
zurückzufliegen und so war es dann auch!
Marlene, Roy und Civale standen am Abend wieder gemeinsam auf dem Nest. Aber bereits zwei Wochen
später gab's schon wieder Aufregung um einen der Jungstörche! Civale, mein Patenstorch, humpelte
über die Wiesen! Er konnte sein rechtes Bein nicht mehr richtig belasten, hatte auch Probleme, einbeinig
nach Futter zu suchen. Wieder wurde Frau Reinhard um Rat gefragt. Aber es war eigentlich klar, einen Storch,
der ausgezeichnet fliegen kann, den kann man nicht einfangen um ihn zu untersuchen.
Und Civale konnte ausgezeichnet fliegen, nur
eben nicht mehr richtig laufen. Da stand ich dann mit Tränen in den Augen am Wiesenrand, hatte meinen
Patenstorch ganz nah vor mir und konnte ihm doch nicht helfen.
Civale belastet nur das linke Bein
Civale alleine abseits der anderen Störche
Roy und Marlene hatten sich verbündet, mit Civale wollten sie nichts mehr zu tun haben, verscheuchten
ihn sogar, wenn er mit seinem Humpelbein mühsam nach Futter suchen wollte. Geschwisterliebe sieht anders
aus!!! Am Abend war Civale als erster Jungstorch auf dem Nest, Roy und Marlene waren noch länger unterwegs.
Civale bettelte und fiepste ganz jämmerlich, hoffte so sehr, dass wenigstens Mama Julia Erbarmen zeigen
und ihm eine Spätmahlzeit servieren würde. Aber auch da hatte Civale kein Glück. Da blieb die Mama eisern, denn
sie wusste, ihr Storchenkind musste alleine zurechtkommen und sich durchschlagen. Der Storchenpatin,
die unterm Nest stand, tat das natürlich von Herzen weh!
Kurz darauf war Civale weg, war ohne seine unfreundlichen Geschwister in Richtung Süden gezogen, Roy und
Marlene flogen erst später los. Ich musste oft an Civale denken, konnte mir nicht vorstellen, dass er weit
gekommen war. Aber umso größer war die Freude, als sich zwei Jahre später ein Storchenfreund aus der
Nähe von Rankweil in Vorarlberg bei mir meldete: Civale hatte sich als Storchendame entpuppt und war
inzwischen Brutstörchin mit ihrem Partner Rudi aus der Schweiz. Die beiden zogen liebevoll einen Jungstorch
auf! Klarer Fall, Rankweil ist ja für uns nicht aus der Welt, deshalb konnte ich meinen Patenstorch besuchen.
Bilder von Civale und Rudi von 2014
Civale und ihr Storchenkind 2014
Bilder von 2015
Civale und Rudi haben ein Nest in einer wunderschönen Gegend - einfach traumhaft!
Civale und ihr Nachwuchs 2015
Civale und Rudi
Die stolzen Storcheneltern mit ihrem Kleinen
Civale hatte Glück in ihrem kurzen Storchenleben, ein wunderschönes Nest in einer traumhaften Umgebung,
dazu umgeben von Storchenfreunden, die alles für "ihre" Störche tun, damit es ihnen gut geht.
2017 wurde Civale schwer verletzt aufgefunden und musste erlöst werden - so traurig!
Wer sich über den Namen "Civale" wundert: Das ist der Nickname von unserem italienischen Storchenfreund
Valentino aus Turin, der uns auch in Isny besucht hat.
Es wird ein paar Tage dauern, bis ich aus meinem reichhaltigen Fundus die besten Winterbilder mit unseren
Rotbeinen rausgesucht habe! Die Storchenerinnerungen werden nicht vergessen, versprochen!!! |